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Gran Turismo: The Real Driving Simulator

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Polyphony Digital / Sony
Genre: Rennspiel
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: Memory Card 5-15 Blocks; Analog, Dual Shock und NeGcon kompatibel
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 2
Testmuster von: eigene Anschaffung

Seit Ende letzten Jahres ist in Japan ein Rennspiel erhältlich, das mit Lob von Spielern und Testern nur so überschüttet wird. Ob die Pal-Version von "Gran Turismo: The Real Driving Simulator" (GT) diesen Lobeshymnen gerecht wird?

Nach einem stimmungsvollen Intro gelangt Ihr in das Hauptmenü von GT. Entscheidet Euch für den Quick Arcade Modus, stürzt Euch ins pralle Fahrerleben im Gran Turismo Modus oder schaut Euch unter Videos auf CD oder Memory Card verewigte Rennen an. Außerdem passt Ihr in den Optionen die Einstellungen des Spieles, wie zum Beispiel die Perspektive oder die Tastenbelegung, Euren Ansprüchen an.

Arcade Rennen für den kleinen Hunger
Wer einfach mal so in bester Arcade Racer Manier ein Rennen bestreiten will, der liegt im gleichnamigen Modus richtig. Ihr habt die Auswahl aus einer Reihe von Fahrzeugen, die sich in Punkto Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung und Fahrverhalten unterscheiden. Jeder Bolide ist einer Fahrzeugklasse (Klasse A,B und C) abhängig von Motorisierung und Gewicht zugeordnet. Habt Ihr Euren Favoriten ausgewählt, einen Schwierigkeitsgrad (leicht, normal, schwer) bestimmt und Euch für ein Automatikgetriebe oder Handschaltung entschieden, geht es auch schon auf die Piste, wo fünf Konkurrenten Euch den Sieg streitig machen wollen. Damit das Ganze schön ausgeglichen ist, wählt der Computer abhängig von Eurem Auto etwa gleichstarke Konkurrenz aus.

Von den zu Beginn zur Auswahl stehenden drei verschiedenen Rennstrecken fügt Ihr durch Siege auf einer Strecke in allen drei Klassen weitere Kurse hinzu. Daneben geht Ihr ohne die lästige Konkurrenz auf Bestzeitenjagd gehen oder messt Euch mit einem Kumpel in einem Rennen (ohne Computergegner). Bestzeiten und freigespielte Strecken werden auf Memory Card festgehalten. Im Vergleich zur japanischen Version von GT steht Euch im Time Trial die "Ghost" Option zur Verfügung. Habt Ihr einen Kurs aus Eurer Sicht besonders schnell umrundet, speichert Ihr dies als Ghost auf Memory Card ab um in späteren Anläufen gegen dieses Geisterauto aus dem früheren Versuch anzutreten. Soweit also nichts weltbewegend Neues, was andere Rennspiele in der ein oder anderen Form nicht auch schon geboten hätten. Die Stärken des Spieles kommen erst im "Gran Turismo" Modus so richtig zum Tragen. Also hinein ins Vergnügen.

GT Modus für den großen Hunger
Die Schaltzentrale im "Gran Turismo" Modus ist eine Stadtkarte. Hier sind alle Autohändler vertreten, bei denen Ihr sowohl neue oder gebrauchte Autos als auch Zubehör für eure Fahrzeuge kauft, eine Anlaufstelle, bei der Ihr euch für allerlei Rennen anmeldet, eine Lizenzstelle, bei der Ihr die für Rennen notwendigen Lizenzen erwerbt, sowie die eigene Werkstatt und ein Testgelände. Für verschmutzte Karossen steht sogar eine Waschanlage bereit. Zu Beginn stehen Euch nur 10.000 Credits zur Verfügung, von denen Ihr Euch gerade mal einen Gebrauchtwagen leisten könnt. Aber ohne eine Lizenz werdet ihr sowieso zu keinem Rennen zugelassen. Daher muss erst einmal diese Lizenz her. Die einfachste von den drei, die B-Lizenz, solltet Ihr nach einiger Übung relativ schnell eingefahren haben. Außerdem gibt es noch die A- und die International A-Lizenz, die schon weitaus schwieriger zu meistern sind.

Um einen solchen Lappen zu ergattern, müsst Ihr jeweils acht verschiedene Tests erfolgreich absolvieren, die Ihr in beliebiger Reihenfolge angehen dürft. Bleibt Ihr mit einem vorgegebenen Wagen unter einer Zeitvorgabe, gilt die Aufgabe als gelöst und Ihr bekommt pro gelöstem Test einen Gold-, Silber- oder Bronzepokal verliehen. Sind alle acht Tests erfolgreich bestanden, sackt ihr die Lizenz ein und nehmt fortan an den hierfür freigegebenen Rennen teil. Die Lizenzen sind nicht als Schikane der Programmierer gedacht, sondern ein effektives Mittel, um Euch mit den verschiedenen Autos und einer optimalen Fahrweise vertraut zu machen. Ein kleiner Tipp am Rande: Wenn ihr partout immer wieder an einer Aufgabe scheitert, schaut Euch doch mal die Videos auf der CD an. Dort befinden sich Videos von allen 32 Prüfungen der drei Lizenzen.

Große Freiheit
Mit der so erworbenen Lizenz im Gepäck stürzt Ihr Euch ins pralle GT Leben. Neben den vier Wettbewerben im GT Cup stehen zusätzlich Spezialrennen zur Wahl, an denen meist nur bestimmte Fahrzeugtypen teilnehmen dürfen. Jeder Wettbewerb umfasst, von den Ausdauerrennen abgesehen, mehrere Rennen auf verschiedenen Strecken. Wie auch schon im Quick Arcade wollen Euch fünf Computergegner den Sieg streitig machen. Während im Sunday Cup die Gegner noch mit langsamen, kaum getunten Mühlen daherkommen, sind Eure Mitbewerber in späteren Cups mit hochgezüchteten Tourenrennwagen ausgestattet. Die Ausdauerrennen sind ein Spezialfall. Gehen normale Rennen maximal über fünf Runden, dauert ein Ausdauerrennen mit seinen minimal 30 Runden schon eine Ecke länger. Außerdem werden nur hier Boxenstops zum Reifenwechsel nötig.

Rennen laufen immer nach demselben Strickmuster ab. Zunächst gibts zur Eingewöhnung ein paar Testrunden wenn nötig. Danach geht es zur Qualifikation. Eine Runde entscheidet über Euren Startplatz für das Rennen. Und dann geht es auch schon los. Für jedes Rennen sind Preisgelder ausgelobt; je nach Platzierung landen mehr oder weniger Credits auf Eurem Konto. Eine Extraprämie sackt derjenige ein, der bei der Qualifikation die Pole Position holt. Neben den Preisgeldern werden nach einem Rennen Punkte vergeben. Der Sieger erhält neun, der zweite sechs, der dritte vier Punkte und so weiter. Der Letzte bekommt immerhin noch ein Pünktchen gut geschrieben. Wer nach all den Rennen eines Cups die meisten Punkte hat, ist der Sieger der Serie. Dem Gewinner winken neben einer großzügigen Geldspende meist als willkommen Zugabe ein neues Auto.

Gewinner kaufen mehr
Die so gewonnenen Credits werden umgehend fürs Tuning ausgegeben oder in neue Autos investiert. Ihr könnt renntaugliche Slicks erwerben, eine neue Federung oder Stabilisatoren einbauen oder euren Motor aufmotzen. Die Krönung allen Tunings stellt die Hochleistungsmodifikation dar, die aus einem normalen Straßenflitzer einen echten Tourenwagen macht, wie Ihr sie aus den verschiedensten Tourenwagenrennserien im Motorsport kennt. Größter Vorteil hierbei: Die so modifizierten Rennwagen sind im Vergleich zum Serienmodell sehr leicht. Natürlich ist ein solcher Bolide dementsprechend knifflig zu steuern. Zumal, wenn Ihr dem Rennwagen noch einen vor PS strotzenden Turbomotor der höchsten Ausbaustufe gegönnt habt.

Jetzt geht die Tüftelei erst richtig los. Ein mit allem Zubehör ausgestatteter Wagen kann umfangreich manipuliert werden um ihn auf Euren Fahrstil und den verschiedenen Rennstrecken abzustimmen. Was Ihr im Einzelnen an Eurem Wagen ändern dürft, hängt davon ab, welches Extra Ihr Euch gegönnt habt. So könnt Ihr den Front- und Heckspoiler für mehr oder weniger Abtrieb erst dann manipulieren, wenn Ihr die Hochleistungsmodifikation erworben habt. Oder ein Tieferlegen des Autos ist erst mit der Federung möglich. Die Auswirkungen der von Euch vorgenommenen Veränderungen probiert Ihr anschließend auf der Teststrecke oder den verschiedenen Rennstrecken aus.

Memory Card wird gefordert
Den so hochgezüchteten Boliden oder besonders spektakuläre Rennen verewigt ihr auf Memory Card. GT bietet im "Memory Card Kampf" die Möglichkeit mit Eurem getunten Auto gegen den eines Kumpels zu fahren, um zu ermitteln, wer den besseren Wagen hat. Ein Spielstand von GT belegt fünf Blöcke. Obwohl theoretisch noch zwei weitere Spielstände auf der Standard Memory Karte Platz fänden, sieht GT diese Möglichkeit nicht vor. Ein Spielstand ist das Maximum. Dafür dürfen auf den zehn verbleibenden Blöcken Ghosts, Wiederholungen oder Wageneinstellungen abgelegt werden, die alle zusätzlichen Speicherplatz belegen.

Im Gran Turismo Modus sind einige Goodies versteckt, die Ihr durch besondere Leistungen erhaltet. So steht bei einem Händler ein unverkäufliches Konzeptauto, das Ihr euch nur erspielen aber nicht kaufen könnt. Wer die vier Wettbewerbe im GT Cup gewonnen hat, der darf im sogenannten "HiFi" Modus auf drei Rennstrecken in der HiRes Auflösung der Playstation fahren. Hier fahrt Ihr zwar keine richtiges Rennen und müsst mit sichtbaren Pop-up und Abstrichen abseits der Strecken vorlieb nehmen, bekommt aber nichtsdestotrotz beeindruckende, hochauflösende und flüssige Grafik geboten.

Schicke Low-Res Optik
Die "normale" Grafik von Gran Turismo läuft zwar nicht im HiRes Modus der Konsole, gibt sich aber dennoch keine Blöße. Die Autos wurden den Originalwagen der überwiegend japanischen Hersteller nachempfunden. Das Renngeschehen wird flüssig dargestellt selbst im Splitscreenmodus. Es gibt zwar die üblichen verzerrten Texturen, dafür aber keine Slowdowns und kaum störende Pop-Up Effekte. Auch an Kleinigkeiten haben die Programmierer gedacht. Kommt Ihr in den Schatten, wird auch Euer Auto dunkler, wenn ihr auf die Bremse steigt, sieht man die Bremslichter aufleuchten, etc.

Die elf Rennstrecken, die sich zum Teil nur in der Streckenführung unterscheiden, bieten von Fahrten durch dichten Wald bis zu Rennen in hell erleuchteten Stadtkursen bei Nacht abwechslungsreiches Ambiente. Fahrerisch am anspruchvollsten sind die drei kurvenreichen Stadtkurse, die mit ihren vielen Lichteffekten auch grafisch den Höhepunkt des Spieles bilden. Drei verschiedene Perspektiven stehen zur Auswahl, zwischen denen Ihr während des Rennens beliebig hin- und herschalten könnt. Neben den beiden Außenperspektiven, die im Optionen Menü noch variiert werden können, gibt es auch noch eine Sicht aus dem Auto heraus (allerdings ohne eingeblendetes Cockpit).

Computergegner i.O. - Fahrphysik erstklassig
Die Computergegner verhalten sich durchaus intelligent. Sie versuchen möglichst auf der Ideallinie zu fahren und scheuen nicht davor zurück, Euch gezielt ins Abseits zu rempeln. Leider hinterlassen solche Aktionen keinerlei Spuren an Eurem Wagen. Euer Auto könnt ihr selbst durch einen Frontalcrash mit 300 Sachen gegen eine Mauer nicht ankratzen oder gar zerlegen.

Die Fahrphysik ist eine Klasse für sich. Schwere Autos mit wenig PS steuern sich träge aber gutmütig; hochgezüchtete leichte PS-Monster erreichen zwar eine hohe Geschwindigkeit lassen sich aber nur mit sehr viel Fingerspitzengefühl durch die teilweise verwinkelten Kurse von GT steuern, da sie keinen Fahrfehler verzeihen und zum Ausbrechen neigen. Hier sind vor allem die Spieler mit einem analogen Pad im Vorteil, da sich die Boliden damit gefühlvoller steuern lassen.

Da gibt's was auf die Ohren
Die Motorengeräusche sind für jeden der Wagen unterschiedlich (ich nehme mal freundlicherweise an, dass sie sich den Originalsounds annähern; da ich aber die wenigsten der im Spiel vorkommenden Autos in Natura gehört habe, kann ich das allerdings nur vermuten). Bei der Musik hat sich SCEE etwas besonderes einfallen lassen. So steuerten unter anderem Ash, die Manic Street Preachers und Garbage Songs für GT bei.

Die erfreulich dicke Anleitung läßt zwar formal zu wünschen übrig (nur schwarz-weiß; kein Inhaltsverzeichnis; kein Index; Bilder mit englischen Menütexten, obwohl Menüs im Spiel in deutsch) kann dafür inhaltlich überzeugen. Sie bietet nicht einfach nur eine Aufzählung der verschiedenen Menüpunkte des Spieles, sondern vermittelt im Rennstrategieteil Grundsätzliches zur Fahrtechnik.

fazit

Mit "Gran Turismo" hat Sony ein absolutes Highlight abgeliefert. Die Rennen sind Dank knackiger Computergegner und den zum Teil sehr anspruchsvollen Strecken schön herausfordernd. Beim GT Modus kann man regelrecht ins Schwärmen kommen. Es gibt einfach nichts schöneres, als mit seinem neu erworbenen Wagen durch geschicktes Tuning und ausgetüftelte Wageneinstellungen den Computergegnern oder einem Kumpel davon zu fahren.

Die Grafik ist hervorragend. Besonders die Stadtkurse mit ihren vielen Lichtquellen ziehen Euch in ihren Bann. Während eines Rennens werdet Ihr hierfür zwar keine Augen haben, dafür dürft Ihr die Strecken in den beeindruckenden Replays gebührend bewundern. Einziger Wermutstropfen: Europäische Autofabrikate sucht ihr vergebens. Schade, ich wäre gerne mal mit einem Porsche oder Ferrari durch die Stadtkurse gefahren. Ansonsten: Für Rennspielfreunde und die, die es werden wollen, ein Pflichtkauf (sag)!


grafik: 9.5 | sound: 9.0 | gameplay: 10.0 | gesamt: 9.5
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