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Virtua Tennis 2

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Hitmaker / Sega
Genre: Sportspiel
System: Dreamcast, PAL-Version
Besonderheiten: benötigt Memory Card (4 Blöcke); unterstützt Vibration Pack
USK (ESRB): keine Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 4
Testmuster von: eigene Anschaffung

Nach einer langen Durststrecke kam in der zweiten Jahreshälfte 2000 mit "Virtua Tennis" (Dreamcast) endlich einmal wieder ein hochklassiges Tennisspiel für Videospielkonsolen heraus. Kaum ist etwas mehr als ein Jahr vergangen, da steht auch schon der Nachfolger in den Regalen der Händler. Ob Sega ein marginal geändertes Sequel ala EA Sports an den Start gebracht hat, oder ob sich der Neukauf wirklich lohnt, verrät euch unser ausführlicher Test von "Virtua Tennis 2".

PackshotDie auffälligste Neuerung fällt euch schon beim Betrachten der CD-Hülle ins Auge. Neben den Herren der Schöpfung stehen auch namhafte Tenniscracks der WTA ihre Frau auf den virtuellen Tennisplätzen von "Virtua Tennis 2". Wie im Vorgänger habt ihr prominente SpielerInnen zur Auswahl. Unter den acht zur Verfügung stehenden Männern taucht neben bekannten Namen, wie Tommy Haas, Patrick Rafter oder Tim Henman mit Thomas Enqvist und Magnus Norman auch neue Gesichter auf. Bei den Damen (ebenfalls acht an der Zahl) tummeln sich unter anderem die Williams Schwestern, Monica Seles oder Jelena Dokic im illustren Starterfeld.

Männlein und Weiblein
Selbstredend sind alle Akteure auf dem Spielfeld blendend animiert. Dazu entsprechen die Bewegungsabläufe verblüffend den realen Vorbildern. Jeder der Racket-Schwinger hat wie in der realen Tennisszene seine besonderen spielerischen Stärken. Ein Tommy Haas verfügt über eine knallende Vorhand. Ein Patrick Rafter oder ein Tim Henman zieht es unwiderstehlich ans Netz. Eine Jelena Dokic erläuft mit ihrer blendenden Beinarbeit fast jeden Ball, wogegen Mary Pierce Defizite in der Beweglichkeit durch Powertennis wett zu machen versucht.

Realistisch in Szene gesetzt auch die Plätze, auf der eure Akteure ihre Künste mit der gelben Filzgkugel zeigen. Ihr seht sowohl Balljungen über den Bildschirm huschen als auch diverse Schieds- und Linienrichter agieren. Wie es sich für eine Tennissimulation gehört, unterscheidet sich das Ballverhalten abhängig vom Belag des Platzes. Unter den 28 Tennis-Courts schlummern auch bekannte Austragungsorte in originaler Aufmachung samt vielfältiger Werbebanner auf der GD. Dazu gibt es Fantasiecourts wie der auf dem Dach eines Tokioter Hochhauses.

Mehr Simulation als Arcade Action
Das "Virtua Tennis 2" mehr in Richtung Simulation geht, als der Vorgänger, merkt ihr schnell, wenn ihr euch zum ersten Male den virtuellen Schläger selbst in die Hand nehmt. Wer hier in höheren Schwierigkeitsgraden Punkte einfahren möchte kommt über taktisch klug vorgetragene Angriffe nicht herum. Sehr wichtig auch die Beinarbeit. Welchen Weg die Filzkugel nimmt ist neben der Stellung des analogen Sticks abhängig von der Position des Spielers zum Ball. Haltet ihr zusätzlich den Button vorher länger gedrückt, wird der Schlag noch effektiver. Zusätzliche taktische Möglichkeiten eröffnet euch der zum Lob und normalen Topspin hinzu gekommene Slice. Doch auch damit ist es nicht leicht, euer intelligent agierenden Gegenüber in seine Schranken zu verweisen.

Screenshot 1


Wie in "Virtua Tennis" dürft ihr neben einem kleinen Turnier (wie im Arcade Vorbild auf fünf verschiedenen Plätzen nacheinander) und einem Exhibition Match eine World Tour bestreiten. Dieser Wettbewerb wurde im Nachfolger allerdings gewaltig aufgestockt. Das fängt schon damit an, dass ihr gleichzeitig einen männlichen als auch einen weiblichen Tennis-Crack kreieren müsst. Aus diversen Vorgaben für Haar- und Hautfarbe, Gesichtsform oder Outfit sowie Gewicht und Größe bastelt ihr euren kommenden Nummer 1 Spieler bzw. Spielerin.

Training macht den World-Tour Meister
Habt ihr auf einer Weltkugel euer trautes Heim platziert, geht es ans erste Training. Schließlich verfügen eure beiden Recken zu Beginn nicht gerade über Technik, Speed und Kraft der Topstars. Ihr ziert nicht umsonst als Nummer 300 das Ende der virtuellen Weltrangliste. Doch zum Glück pusht ihr eure Werte in diversen fantasievollen Aufgaben. Da trainiert ihr euren Aufschlag zum Beispiel, indem ihr versucht im Aufschlagsfeld aufgebaute Kegel in Bowlingmanier abzuräumen.

In anderen Trainingseinheiten, in denen ihr den Ball auf eine Zielscheibe befördert, Fahnen unter heftigem Beschuss von Ballmaschinen um lauft oder einen kleinen Panzer mit Volleys traktieren müsst, steigert ihr andere Talente, wie zum Beispiel die Schlagstärke. Allerdings gibt es die volle Erfahrungspunktzahl nur, wenn ihr die schon zu Beginn recht hohen Vorgaben in den jeweiligen Trainingseinheiten erfüllt. Ansonsten geht ihr nur mit einem kleineren Teil der Erfahrung nach Hause und das Aufleveln eurer Spieler wird zum mühsamen Geschäft. Schließlich macht sich jeder Levelaufstieg spürbar auf dem Platz bemerkbar.

Turniere bringen das Geld
Vor einer Trainingssession solltet ihr aber nicht den Blick auf den Tour-Kalender vergessen. Hier sind die Veranstaltungen vermerkt, an dem es für eure beiden Tennis-Heroen ans Eingemachte geht. Im Kalender findet ihr sowohl Einzelturniere als auch Wettbewerbe für Doppel (einschließlich Mix-Partien) vermerkt. Voraussetzung für die Teilnahme ist aber immer eine bestimmte Weltranglistenposition. Mit euren unerfahrenen Spielern, die als Nummer 300 der Weltrangliste unter ferner liefen firmieren, an einem Superturnier teilzunehmen ist also erst mal nicht drin. Hätte auch sowieso keinen Sinn, da sie dort mit links vom Platz gefegt würden. Da hilft nur fleißiges Training.

Je nach eurem Abschneiden in einem der Turniere winken Weltranglistenpunkte und Preisgelder. Erstere lassen euch in der Weltrangliste Platz um Platz hinaufklettern, so dass die Zulassung zu schwereren und damit höher dotierten Turnieren in Reichweite kommt. Letztere wollen in Shops sinnvoll ausgegeben werden. Ihr nehmt dort Partner für eure Doppelpartien unter Vertrag, schaltet gegen entsprechendes Entgelt neue Courts für Exhibition Partien frei oder erwerbt neue Ausrüstung, wie Trikots, Schweißbänder oder Schläger.

Training im Wochenrhythmus
Jede Trainingseinheit dauert ein ganze Woche auf eurem Tour-Kalender. Die Koordination mit den Turnieren will daher gut geplant sein, damit ihr nicht eines aus Versehen auslasst. Das Training selbst geht darüber hinaus nicht spurlos an euren Sportlern vorbei. Irgendwann sind deren Kraftreserven aufgebraucht und ihr solltet ihnen eine Woche Ruhepause gönnen. Danach sind sie nämlich wieder Topp-Fit für neue Schindereien auf dem Tennisplatz. Weiterer kleiner Ansporn: Eure Self-Made-Sportler dürft ihr auch in den anderen beiden Modi verwenden.

Die technische Seite ist, wie schon im Vorgänger, ohne großen Fehl und Tadel. Ihr bewundert geschmeidige und den realen Vorbildern entsprechende Bewegungen und detailliert in Szene gesetzte Tennisplätze. Wechselnde Lichtverhältnisse bei Open-Air Matches und deutliche Spuren der Filzbälle auf den Bodenbelägen steigern den Realismus noch. Dazu hört ihr über eure Lautsprecher ein gut mitgehendes Publikum und erfreut euch an den vom Vorgänger schon gewohnten spektakulären Wiederholungen von herausragenden Schlägen. Auch die zwei verschiedenen Perspektiven (eine sehr übersichtliche Sicht von schräg oben oder eine schwieriger zu spielende Third-Person-Ansicht) sind wieder mit von der Partie.

Wieder nur ein Satz
Nicht so gut: Wieder ist nach maximal einem Satz Schluss mit lustig. Ihr dürft zwar die Länge dieses einen Satzes verändern - ein Match über zwei oder gar drei Gewinnsätze ist aber nicht machbar. Weitere Neuerung: Der Aufschlag erfolgt immer von der unteren Platzhälfte, der retournierende Spieler findet sich immer auf der oberen Hälfte wieder. Einen richtigen Seitenwechsel nach zwei Spielen, wie in "Virtua Tennis" sucht ihr vergebens.

fazit

War "Virtua Tennis" für Solisten ein recht kurzes Vergnügen, hat sich das im Nachfolger nicht nur aufgrund eines angezogenen Schwierigkeitsgrades grundlegend geändert. Bis ihr hier eure beiden Spieler in der World-Tour auf die erste Weltranglistenposition gebracht habt, werdet ihr nicht nur viel Zeit investieren müssen. Nein, das deutlich stärker auf Simulation ausgerichtete "Virtua Tennis 2" macht auch ein völliges Umdenken bei der Taktik nötig. Doch keine Sorge, sowohl Grundlinienspieler als auch Surf-And-Volley Spezialisten können zum Erfolg kommen, wenn sie ihre Taktik ihrem Kontrahenten entsprechend ausrichten.

Auf dem Platz punktet "Virtua Tennis 2" wie gewohnt mit grandioser Optik und seinen dynamischen und daher ungemein spannenden sowie fordernden Ballwechseln. Bei den Damen allerdings einen Tick geruhsamer, als bei Matches der Männer. Auch hier hält sich Segas Tennisspiel an die Realität. Muss ich da noch erwähnen, dass "Virtua Tennis 2" geradezu prädestiniert für Mehrspielerpartien ist? Wenn sich vier Freunde in einem heißen Doppel die Bälle um die Ohren schlagen ist das Spaß pur. Da kribbelt es vielleicht sogar ausgesprochenen Sportspielmuffel in den Fingern (sag).


grafik: 9.0 | sound: 7.5 | gameplay: 9.0 | gesamt: 9.0
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