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Ultimate Fighting Championship

geschrieben von Marcus Reichle

Hersteller: Crave Entertainment / Ubi Soft
Genre: Beat 'em Up
System: Dreamcast, PAL-Version
Besonderheiten: 60 Hz-Modus, VMU
USK (ESRB): ab 18 Jahren
Spieler: 1-2
Testmuster von: Ubi Soft

Die UFC ist vielen Kampfsport-Interessierten bestimmt schon lange ein Begriff. Für diejenigen unter Euch, die mit dem Begriff noch nicht viel verbinden können, möchte ich eine kurze Einführung in die wohl weltweit umstrittenste Kampfsport-Veranstaltung in den USA geben, auf der die neueste "Crave"-Entwicklung basiert, der "Ultimate Fighting Championship":

Die UFC hat nicht viel mit althergebrachten Kampfsport-Shows gemein, bei denen jede Sportart zwar ihre Technik zeigt, jedoch immer die Frage offenbleibt, welche Kampfkunst eigentlich die effektivste ist, nicht so bei UFC. In diesem realen Turnier, das zum ersten Mal am 12 November 1993 im US-Bundesstaat Colorado ausgeführt wurde, durften nun endlich einmal alle Kampfsportler im Vollkontakt zeigen, wer der stärkste Fighter war und welche Technik siegte. Dabei gab es offiziell "No Rules!", was aber nicht ganz korrekt war, da es manche Aktionen gab, die den Teilnehmern strikt untersagt wurden, so z.B. in die Augenstechen. Um die Pay-per-View Veranstaltung noch etwas spektakulärer darzustellen, wurde die achteckige Ringmatte mit einem geschlossenen Maschendrahtzaun umgeben, dem sogenannten Oktagon. Was sich dem Zuschauer in den ersten Veranstaltungen bot, war nichts für schwache Nerven. Die Folge war, dass das Turnier in fast allen Bundesgebieten der USA verboten wurde; wodurch das Turnier teilweise ins Ausland abwandern musste (z.B. nach Brasilien und Japan). Im Laufe der jungen Turnier-Geschichte wurden nun sinnvolle und dringend notwendige Regelerweiterungen vorgenommen, die der Gesundheit der Kämpfer entgegen kamen wie weitere Schlag-Verbote; Ringrunden; unterschiedliche Gewichtsklassen; gepolsterte Pflicht-Handschuhe und frühe Kampf-Abbrüche durch den Schiedsrichter, wenn er sah, dass ein Kontrahent unterlegen war. Das Gesundheitsrisiko der Kämpfer ist seit dem wohl vergleichbar mit dem eines "normalen" Boxkampfes.

Mit einem sehr fetzigen MPEG-Video aus zusammengeschnittenen Real-Fights und einem Song der Metal-Gruppe Megadeath mit dem passenden Titel "crush 'em", wird einem gleich sehr deutlich gezeigt worum es in der UFC geht: Kampf, Mann gegen Mann. Im Hauptmenü angelangt, seht Ihr die Auswahlmöglichkeiten: UFC-, Champion-, Career-, Tournament-, Exhibition-, Training-Modus und den üblichen Options. Erst einmal die leichteste von insgesamt 3 Schwierigkeitsstufen ausgewählt, empfiehlt es sich die Trainings-Stätte aufzusuchen und sich mit Hilfe des implementierten Trainingsprogramms erst einmal mit dem Kampfsystem vertraut zu machen - es empfiehlt sich dringend ein ordentlicher Fightstick, wenn man sich mit dem Standart-Pad nicht die Finger verknoten möchte: Wie bei den Tekken-Kollegen ist nämlich jede Extremität mit einem Button belegt und durch verschiedene Buttonabfolgen ergeben sich gleich schon die ersten schönen Schlagkombinationen aus verschiedenen Tritt- und Faustschlag-Attacken. Wird zuerst ein Schritt in eine beliebige Himmels-Richtung in der dreidimensionalen Arena ausgeführt und anschließen ein Angriff gestartet, wird die Schlag-Palette wiederum erweitert - doch noch lange nicht genug! Greift Euer Gegenüber mit einem Faust- oder Fuß-Schlag an, könnt Ihr diesen mit etwas Reaktionsschnelle (drückt 2 Buttons gleichzeitig) abfangen. Oder Ihr greift mit einer speziellen Lauf-Attacke an und werft, in beiden Fällen, den Gegner zu Boden. Nun geht's ins Grabbling (Bodenkampf): Hier gibt es wiederum eine Vielzahl von verschiedenen Ausgangspositionen, die immer neue Moves ermöglichen - so sitzt Ihr beispielsweise auf Eurem Gegner und bearbeitet ihn mit knallharten Gesichtsschlägen oder startet eine fiese "Submission-Aktion", die ebenfalls ein vorzeitiges Ende herbeiführen soll: Ihr versucht dem Widersacher die Luftzufuhr abzudrücken oder mit einer geschickt angebrachten Hebelwirkung dessen Gliedmaßen zu verdrehen bzw. auszukugeln. In dieser Situation "kann" der Kampf schon zu Ende sein, sobald nämlich der Bedrängte unter Schmerzen abklopft, sprich mit der Hand mehrmals auf die Matte tätschelt. Es kann aber auch gut sein, dass Ihr einen Jui-Jitsu- oder Submission-Meister vor Euch habt, der in null Komma nichts den Spieß umdreht. Nun seit Ihr der Untermann. Jetzt heißt es blitzschnell entscheiden: Ist Eure Lebens- und gleichzeitig Luft-Leiste noch gut gefüllt, könnt Ihr versuchen die gegnerischen Faustschläge abzufangen (wieder einfach nur 2 Buttons gleichzeitig drücken) und dabei hoffen, dass Euer Peiniger nicht die schnellsten Fäuste hat oder womöglich kleine Spielchen mit Euch treibt, getreu dem Motto: "Täusche links und verpasse die volle Rechte" - autsch!

Sollte Eure Puste dagegen nach einem kräfteraubenden Angriff gesunken sein und sich dem Nullpunkt nähern, kann man versuchen seinen Gegner mit einer wilden Strampeleinlage (den Stick im Kreis bewegen) dazu zu bewegen wieder loszulassen. Seit Ihr wieder auf den Beinen, ist es ratsam einen Augenblick den direkten Feind-Kontakt zu vermeiden, bis sich Euer Kämpfer und Eure Anzeige wieder etwas erholt hat.

Wie vielleicht schon ersichtbar wird, besitzt UFC das bis heute ausgeklügelste und komplexeste - aber trotzdem simples - Kampfsystem! Hinzu haben die japanischen Programmierer penibel darauf geachtet, dass jede Stärke und Schwäche der Kämpfer (entstehend durch die verschieden Kampfstile) sich immer im Gleichgewicht befinden. Mann muss dazu aber erst jede Kampf-Technik der einzelnen Gegner erst einmal analysieren, bevor man einen effektiven Weg findet seine eigenen Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen.

Seit Ihr nun bereit für das Turnier der Turniere, geht's ab in den "UFC-Mode", wo Euch 22 Original-Kämpfer zur Wahl stehen. Einjeder mit seinen authentischen Gesicht, Frisur, Tattoos und natürlich Techniken in hochauflösender Texturoptik. Mit einem in Echtzeit und somit immer verschiedenen gezeigten Einmarsch, wird ein komplettes UFC-Turnier bis ins Kleinste dargestellt - nur bei der Lippen-Synchronisation des Ringsprechers (jeder wird ihn aber wiedererkennen) wurde arg geschlampert. Die Animationen der Recken laufen sauber ab, nur im Boden-Clinch kommt es Stellenweise zu Polygon-Überschneidungen, die das überdurchschnittliche Gesamtbild aber nur minimal schmälern.

Musikstücke gibt's bei dem in allen Ecken und Enden auf Realismus getrimmten UFC während den Fights natürlich nicht, denn diese würden einem nur die Aufmerksamkeit kosten und ohne die volle Konzentration wird man sich nie den silbernen und im anschließenden "Champion-Modus" goldenen UFC-Gürtel umlegen dürfen. Leider war man anscheinend so im Realismus-Rausch, dass selbst ein "Continue" weggelassen wurde - das gibt's schließlich beim realen Vorbild natürlich auch nicht.

Für Langzeitmotivation ist jedoch gesorgt: Mit jedem gewonnen silbernen Gürtel bekommt Ihr Charaktere, die man im gleichnamigen Modus einsetzen kann. Zudem könnt Ihr hier das Aussehen und die Move-Liste des Kämpfers frei bestimmen und gegen Fantasiegegner antreten. Nach jedem Kampf gibt's Punkte mit denen Ihr anschließend Eure Spielfigur aufwerten könnt - Ihr bekommt sogar zusätzliche Manöver, welche zuvor noch deaktiviert waren. Mit den abspeicherbaren Eigenbauten könnt Ihr nun an allen Spielmodi teilnehmen.

Zur absoluten Hochform läuft UFC aber erst so richtig im 2-Spielermodus auf. Sobald sich ein möglichst ebenbürtiger Mitspieler an den DC angestöpselt hat, wird es zu höchst anspruchsvollen und taktischen Spielspaß kommen.

fazit

Strittig - mag die UFC wohl in der Realität sein, das Spiel jedoch ist für jeden Kampfsportverliebten unstrittig das absolute Glanzlicht unter den derzeitigen Beat'em Ups. Kenner der UFC werden begeistert sein über die unglaublich naturgetreue Umsetzung der unzähligen, immer verschiedenen Kampfverläufe eines Matches; dazu eine eingängige und zugleich einfache Steuerung, machen die Sache perfekt. Da sich aber die volle Spiel-Mechanik erst nach intensiven Training (und einem Pflicht-Fightstick) voll entfalten kann, liegt es besonders an der Motivation des Spielers, ob er sich mit dem von Crave gestalteten Realismusanspruch anfreunden kann oder nicht.

So kann es gut sein, dass der eine von "UFC" schwärmt, den anderen jedoch gänzlich kalt lässt. Da hilft mal wieder nur Probespielen (Tipp: Drückt während des Spiels die Start-Taste, dort könnt Ihr Euch sämtliche Moves anschauen). (mr)


grafik: 9.0 | sound: 7.5 | gameplay: 9.0 | gesamt: 9.0
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