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Chrono Cross

geschrieben von Florian Matthey

Hersteller: Squaresoft
Genre: Rollenspiel
System: PlayStation, US-Version
Besonderheiten: Dual Shock-Unterstützung, erscheint nicht in Deutschland
USK (ESRB): Teen (ab 13 Jahre)
Spieler: 1
Testmuster von: Eigenimport

Noch gar nicht allzu lange ist es her als das Super Nintendo im Herbst seines Konsolenlebens war, da ließ Squaresoft die 16 Bit-Konsole noch einmal ganz groß aufblühen: Mit Final Fantasy 6 und Chrono Trigger präsentierte die japanische Softwareschmiede zwei der besten Rollenspiele aller Zeiten - und das sind sie bis heute geblieben. Nun ist es nicht das Super Nintendo, welches im Begriff ist, von der nächsten Hardwaregeneration abgelöst zu werden, sondern Sonys PlayStation. Und auch diese wird zum Abschluss noch einmal dank Square richtig im RPG-Bereich loslegen. Neben "Final Fantasy 9" auch mit dem Nachfolger des grandiosen Chrono Triggers - "Chrono Cross". Einziger Wehrmutstropfen für deutsche Fans: Auch wenn es die "Final Fantasy"-Serie mittlerweile auch nach Europa geschafft hat, wird "Chrono Cross" nicht offiziell hierzulande erscheinen. Ob es sich lohnt, auf die Möglichkeit eines Imports aus den USA zurückzugreifen, sagt euch unser Test.

Direkt nach dem (natürlich in Square-Manie erstklassigem) Renderintro taucht ihr direkt ins Spiel ein. Serge, der stille Held des Spiels, träumt von einer mysteriösen Festung, in der er sich mit zwei anderen, ihm noch unbekannten Personen befindet. Nachdem sich alle drei durch diese Festung gekämpft haben, finden sie sich vor einem großen Tor wieder. Serge sieht sich plötzlich in einem Raum stehen, er hält ein blutverschmiertes Messer in der Hand, die schöne Kid (eine seiner zwei Begleiter) ist vor ihm zusammengebrochen - der Traum ist zu Ende.

Als Serge anschließend von seiner Mutter darauf aufmerksam gemacht wird, dass er verschlafen hat und somit eine Verabredung mit seiner Freundin, Leena, verpasst hat, spurtet er durch sein Heimatdorf zu ihr, sich bewusst, dass man Frauen eigentlich nicht warten lassen sollte. Als er sie findet, ist sie gerade dabei, auf einige Kinder des Dorfes aufzupassen - bittet Serge aber, für sie im nahegelegenen "Lizard Rock" nach den dort zu findenden Steinen für sie zu suchen. Als Serge dies auch brav getan hat, treffen sich die beiden am nahegelegenen Strand wieder. Während Leena mit Serge spricht, hört dieser plötzlich eine Stimme seinen Namen rufen. Bevor ihr überhaupt darüber nachdenken könnt, wo diese Stimme denn jetzt herkommen könnte, wird er plötzlich in den Boden hineingesogen. Anschließend wacht wieder am Strand auf. Leena ist nicht in Sicht, also beschließt Serge, in sein Dorf zurückzukehren. Dort bemerkt er schnell, dass etwas nicht stimmt. Seine Mutter ist nicht zu finden und auch Leena erkennt ihn nicht. Sie sagt ihm nur, dass er einem Jungen aus ihrer Kindheit ähnlich sieht, der aber im zarten Alter von sieben Jahren zehn Jahre zuvor im Meer ertrunken ist. Sein Name war: Serge...

Völlig verwirrt macht ihr euch auf den Weg zu Serges eigenem Grab, welches wirklich existiert. Habt ihr diesen Schock erstmal überwunden, trefft ihr plötzlich drei Ritter, welche sagen, dass sie gekommen sind, um Serge zu holen - oder vielmehr, Serges Geist. Plötzlich taucht auch noch ein blondes Mädchen auf - Kid! Zusammen mit dieser schlägt Serge die Ritter in die Flucht, worauf Kid ihm anbietet, ihn von nun an zu begleiten. So langsam wird klar: Ihr habt es hier mit einer Paralleldimension zu eurer eigenen Welt zu tun, in der vieles ähnlich, vieles jedoch völlig anders zu euer Welt ist. Das eigentliche Abenteuer beginnt...

Abgesehen von dieser zu Beginn sicherlich noch etwas verwirrenden, später jedoch absolut mitreißenden, innovativen und einfach super durchdachten Story, kann "Chrono Cross" auch auf der technischen Seite überzeugen. Grafisch holt das Spiel wohl so ziemlich alles aus der PlayStation heraus. Wie auch bei den letzten "Final Fantasy"-Spielen von Square steuert ihr aus Polygonen bestehende Spielfiguren über einen 3-Dimensionalen, jedoch vorgerenderten Hintergrund. Eben diese zahlreichen Render-Hintergründe sind dermaßen liebevoll gestaltet, dass es euch zu Anfang die Sprache verschlägt. Den Detailreichtum könnte man beinahe schon als krankhaft ansehen; bis ihr auf einem Hintergund erst einmal alles entdeckt habt, müsst ihr diesen schon fast minutelang betrachten. Im Gegensatz zu den bisherigen Spielen mit dieser Technik auf der PlayStation passen mittlerweile auch die Figuren recht gut auf dem Hintergrund, da diese an Polygon- und Textur-Reichtum (für PlayStation-Verhältnisse) nur so strotzen. Trefft ihr auf dem Spielbildschirm auf einen Gegner (welcher ebenfalls als eine Polygonfigur dargestellt wird; lästige Zufallskämpfe werden euch bei Chrono Cross erspart), wird in den Kampfbildschirm umgeschaltet, welcher grafisch ebenfalls beeindrucken kann. Wenn nicht der typische PlayStation-Look doch noch zu erkennen wäre (die Texturen sind nicht gefiltert, so kann man einzelne Pixel erkennen), könnte man beinahe glauben, man spiele ein Dreamcast-Spiel.

Das Kampfsystem ist voller neuer Ideen, welche es ganz klar von dem anderer Rollenspiele abheben. Beim physikalischen Angriff schlagt ihr nicht einfach stupide auf euren Gegner per "Attack"-Kommando ein, vielmehr müsst ihr mit Kombos arbeiten. Wählt ihr also Attack, müsst ihr euch zwischen 3 Angriffsstärken entscheiden. Der stärkste Angriff fügt dem Gegner zwar am meisten Schaden zu, jedoch trefft ihr, wenn ihr ihn als erstes einsetzt, öfters mal daneben, außerdem benötigt ihr besonders viel Kraft für die Attacke. Setzt ihr nun die Attacken ein, wird euch nicht nur Kraft abgezogen; zusätzlich wird auch euer "Level" zum Einsatz von Elementen erhöht. Je höher der Level, umso mehr Elemente stehen euch zur Verfügung, welche ihr zuvor mit euren Charakteren gekoppelt habt.

Elemente sind vergleichbar mit dem Magie-Einsatz in anderen Spielen, jedoch gibt es nicht so etwas wie Magic-Points - die Elemente könnt ihr immer nur einmal pro Kampf einsetzen, im nächsten Kampf stehen sie euch wieder zur Verfügung. Bekommen könnt ihr sie in einem Laden, in Schatztruhen oder auch als Belohnung eines gewonnenen Kampfes. Setzt ihr also ein Element ein, wird dieses mit einer eindrucksvollen, aber angenehm kurzen Animation entweder gegen die Gegner oder für eure Party-Mitglieder benutzt. Wichtig ist außerdem die Farbgebung der Elemente. So gibt es schwarze, weiße, grüne, gelbe, blaue und rote Elemente. Zu jedem dieser Farben gibt es eine Art Gegenpendant, welcher besonders effektiv gegen eben den anderen Pendanten wirkt. So könnt ihr einem Feuermonster, welches sich auf rote Elemente spezialisiert hat, am besten mit blauen Wasser- oder Eiselementen Schaden zufügen. Zusätzlich kann die Effektivität der Elemente verstärkt werden, indem mehrere Elemente der gleichen Farbe hintereinander eingesetzt werden. Oben rechts wird euch ein aus drei Teilen bestehendes Oval ("Field Screen") angezeigt, welches signalisiert, wann ein Element am stärksten ist. Nacheinander ordnen sich dort Elemente an; möchte man also einen besonders starken Zauberspruch mit der Elementfarbe schwarz einsetzen, benutzt man vor diesem drei ebenfalls schwarze Elemente, um ein besonders gutes Resultat zu erhalten. Umgekehrt gehtOs natürlich auch: Ist der Field Screen vollständig weiß, haben schwarze Elemente eine relativ schwache Wirkung. So könnt ihr auch eurem Gegner seine Pläne durchkreuzen und ein weißes Element benutzen, nachdem er sich mit zwei schwarzen für eine stärkere Attacke vorbereitet hat. Doch die Gegner sind nicht dumm: Sie machen gerne das selbe mit euren Plänen...

Neben dem tollen Kampfsystem, der innovativen Story, der überragenden Grafik und dem hohen Ideenreichtum sollte ein oft zu wenig beachteter Teil eines Spiels nicht in den Hintergrund rücken: Der Sound. Dieser braucht sich nicht hinter den anderen positiven Aspekten des Spiels zu verstecken, im Gegenteil. Neben dem Einsetzen der Dolby Surround-Technik, welches das Spiel durch Raumklang viel eindrucksvollender wirken lässt, ist die Musik mit das beste, was man aus Rollenspielen (oder Spielen überhaupt!) kennt. Die Musikstücke haben Ohrwurmqualität, was aber bei weitem nicht alles ist. Die vielen, vielen Melodien passen immer genau zum Spielverlauf und werden mit zahlreichen Instrumenten in erstklassiger Ton- und Spielqualität in Szene gesetzt.

Was sonst so selten in Videospielen passiert, ist bei Chrono Cross an der Tagesordnung - oft bleibt ihr einfach mal mitten im Geschehen an einem Ort stehen, um der Musik zu lauschen. Zum Glück werdet ihr bei Importhändlern auch den offiziellen Soundtrack zum Spiel finden!

fazit

Danke, Square! Danke für ein neues Meisterwerk, welches meiner Meinung nach das beste Rollenspiel seit langem, wenn nicht das beste überhaupt ist. Nach Kritikpunkten muss man lange suchen, finden tut man sie aber doch: Einigen wird es nicht gefallen, dass das Spiel doch relativ einfach ist und es absolut unnötig (und eigentlich auch gar nicht wirklich möglich) ist, seine Schützlinge stundenlang für mehr Hitpoints usw. aufzupowern. Mir persönlich hat's aber gefallen, da man sich so auf die Story konzentrieren konnte und allzu frustige Momente dem Spieler meist erspart bleiben. Hardwarebedingt gibt es in diversen Szenen des Spiels außerdem kleinere Slowdowns, die den Spielspaß aber nicht wirklich beeinträchtigen. Auch gibt es zwar dutzende Charaktere im Spiel, welche ihr in eure Party aufnehmen könnt, viele von ihnen haben aber nicht so eine stark ausgeprägte Persönlichkeit oder Geschichte wie andere.

Was sich Square aber wirklich zu Herzen nehmen sollte: Oft weiß man gar nicht, was man als nächstes im Spiel tun soll, um überhaupt weiterzukommen. Nicht selten sucht man stundenlang nach der einen Person, an die man sich wenden muss, nach der einzigen Lösung eines Rätsels usw. Gott sei Dank ist aber nicht nur das für die (in meinem Fall) mehr als 40 Stunden Spielzeit verantwortlich. Zahlreiche Subquests spornen euch immer wieder dazu an, auch mal etwas zu erkunden oder zu tun, was nicht direkt mit der Story zusammenhängt, vieles aber z.B. verständlicher macht.

Das und die vielen, vielen anderen, sowie spielerischen als auch technischen Qualitäten des Spiels machen Chrono Cross aber zu einem absoluten Meisterwerk. Rollenspieler, die diesen Titel verpassen, sind selber schuld. (fm)


grafik: 9.5 | sound: 10.0 | gameplay: 10.0 | gesamt: 10.0
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