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Turok Evolution

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Acclaim
Genre: Ego-Shooter
System: GameCube, PAL-Version
Besonderheiten: GB-Import, komplett englisch; ungeschnitten; dt. Version geschnitten
USK (ESRB): nicht geeignet unter 18 Jahren
Spieler: 1 - 4
Testmuster von: eigene Anschaffung

Neben Rares Ego-Shootern stand zu Nintendo 64 Zeiten vor allem Acclaims "Turok" Reihe für unterhaltsame First-Person-Ballerkost. Nach vier Auftritten auf dem Nintendo 64 nimmt die amerikanische Spieleschmiede mit "Turok Evolution" einen neuen Anlauf und schickt einen indianischen Helden in den Dschungel um gegen aggressive Dinosoiden zu kämpfen.

Der Indianerhäuptling Tal'Set hat nicht gerade seinen besten Tag. Gerade als er sich auf die Auseinandersetzung mit dem Indianerschlächter Captain Butcher vorbereitet, werden er und sein Erzfeind in eine mysteriöse Parallelwelt gesaugt, in der Dinosaurier zusammen mit Menschen das Antlitz der Erde bevölkern. Kaum angekommen muss Tal'Set einer neuen Gefahr ins Auge sehen: Gemeingefährliche Dinosoiden (sich menschenähnlich auf zwei Beinen fortbewegende Dinosaurier) wollen ihm im Auftrag ihres diktatorischen Führers Lord Tyrannus an den Kragen. Das könnt ihr natürlich nicht zulassen.

Auf Dinosoidenjagd
Als Tal'set schlagt ihr euch fortan in First-Person-Manier durch die Horden von Tyrannus Soldaten und feindlich gesonnener Fauna. Zu Beginn seit ihr nur mit Bogen und einer Kriegskeule ausgestattet. Schnell gesellen sich weitere durchschlagendere Tötungswerkzeuge hinzu. Der beliebte Tek-Bogen, mit dem ihr dank Sniper-Zoom in weiter Ferne auflauernde Heckenschützen eliminiert, ist ebenso mit von der Partie, wie diverse Granaten, eine Pistole, ein Raketen- oder ein Flammenwerfer. Viele Schießprügel warten darüber hinaus mit Updates wie einen zweiten Feuermodus auf. Der Tek-Bogen zum Beispiel verschießt nicht nur normale Pfeile sondern auch Gift- oder Explosivgeschosse, ein Flammenwerfer spuckt neben einem Feuerstrahl zudem kleine Napalmkügelchen aus.

Bei den Waffen zeigen sich zwei kleinere Designmängel. Zum einen beraubt euch das Spiel in einigen Abschnitten ein oder mehrerer Schießprügel, die ihr vorher mühsam gesammelt habt. Dies erschwert das Fortkommen etwas, wenn ihr zum Beispiel von einer Horde Paviane attackiert werdet und keinen Flammenwerfer zur Verfügung habt um sie alle gemeinsam zu rösten. Zweiter Schnitzer: Die Waffenauswahl. Ihr wählt Pistole, Tek-Bogen und Co nicht direkt über ein Menü an sondern müsst ständig das gesammte Arsenal durchschalten um an bestimmte Wummen zu kommen. In der Hektik des Kampfes auf eine bestimmte Bleispritze zu wechseln verkommt dabei zum Glücksspiel. Wenn ihr unter Umständen aus Versehen zum Tek-Bogen statt zum Beil wechselt und im Nahkampf mit einem Explosivpfeil um euch schießt statt die Kriegskeule zu schwingen könnt ihr euch sicher vorstellen, was mit Tal'set in der folgenden Explosion geschieht.

Auf dem Rücken eines Flugsauriers
Neben Ego-Shooter Sequenzen, die das Rückgrat von "Turok Evolution" bilden, werdet ihr auf dem Rücken eines Flugsauriers Missionen bestreiten müssen. Ihr fliegt durch enge Schluchten und weite Täler. Andere Flieger oder ballernde Flak der Dinosoiden wollen euch dabei an den Kragen. Ihr selbst feuert mit begrenzt vorhandenen Raketen und einem Maschinengewehr mit unbegrenztem Munitionsvorrat. Probleme machen weniger die Gegner sondern das sehr träge Flugverhalten eures Untersatzes. Es steuert sich mehr wie ein dickes Passagierflugzeug denn wie ein vermeintlich wendiger Flugsaurier, was euch das ein oder andere Mal unsanfte Platscher auf harte Felswände beschert, mit der Konsequenz, dass ihr den Level wieder von vorne beginnen dürft.

Trotz hässlicher Balken und fehlendem 60Hz-Modus gefällt die optische Präsentation. Das Geschehen läuft von sehr seltenen kleineren Slowdowns abgesehen immer ausgesprochen flüssig über den Bildschirm - selbst bei schnellen Bewegungen und Drehungen! Hinzu kommt eine recht glaubwürdige Darstellung der Dschungelareale, mit ihren hüfthohen Gräsern, kleineren Bäumen und vielen anderen Pflanzen, die sich bewegen und Geräusche verursachen, wenn ihr sie als Deckung benutzt. Außerdem erblickt ihr herumhuschendes ungefährliches Getier. Kleinere, wie Frösche oder Gazellen, oder riesige pflanzenfressende Dinosaurier kreuzen ab und zu euren Weg. Auch die Akustik gefällt. Atmosphärische Musik begleitet euer Abenteuer. Die Waffen- und Explosionsgeräusche kommen in Dolby Pro Logic 2 daher. Witzig: Bei der Infiltration eines Dinosoidenstützpunktes hört ihr die über riesige Lautsprecher auf die Wachen einprasselnde Propaganda ala Georg Orwell.

Urzeitliche Flora und Fauna
In einigen Leveln müsst ihr euch vor Fallen vorsehen. Habt ihr sie aber einmal aufgespürt, könnt ihr sie bewußt auslösen um euch des ein oder anderen Gegners elegant zu entledigen. Auch kleine Bäume sind nicht ungefährlich. Fällt sie mit eurem Beil, wenn ein sich langsam bewegender große Dinosaurier auf euch zuläuft. Der umfallende Stamm des Baumes plättet unvorsichtige Dinos im Nuh. Außerdem jagt ihr mit einem Schuss herumstehende Chemikalienfässer in die Luft um gleich mehrere Dinosoldaten einzuäschern. Neben viel Zielwasser benötigt ihr ein gutes Auge bei diversen Hüpfeinlagen, ohne die ihr zum Beispiel nicht an einige Waffen herankommt. Für das Fortkommen müsst ihr ab und an bestimmte Einrichtungen zerstören oder Schlüsselsteine einsammeln, die euch verschlossene Wege öffnen.

Vorsichtiges und langsames Herantasten durch die Abschnitte bringt euch sicherer ans Ziel als blindwütiges Anstürmen. Schließlich warten gerade zu Beginn eures Abenteuers eine Menge Heckenschützen auf euch. Diese sind aber glücklicherweise nicht unfair platziert, so dass ihr sie bei umsichtigem Vorgehen auskundschaftet und mit euren eigenen Sniper-Waffen eliminiert. Neben harten Gefechten gegen Gruppen von bis zu sechs Dinosoiden gibt es aber auch Schleichlevel, in denen ihr Lord Tyrannus Schergen aus dem Hinterhalt auflauert. Die KI der Soldaten ist ordentlich. Sie gehen in Deckung, greifen an, wenn ein Kumpel attackiert wird, hechten sich zur Seite oder geben einfach auf, lassen die Waffe fallen und laufen weg, wenn sie angeschlagen sind.

Munition: Spare in der Not
Getötet Gegner lassen meist Munition oder Lebensenergie spendende Medizin zurück. Dumm nur, dass ihr in manchen Leveln damit nichts anfangen könnt. Wenn die Programmierer die Pistole aus eurem Inventar verbannt haben, nützt euch auch die schönste Pistolenmunition nichts, da ihr nur Geschosse für Waffen aufsammeln dürft, die ihr auch besitzt. Zusätzlich gibt es in den Leveln noch Munitionsclips oder heilende Items. Obwohl Nachschub in der Regel in stattlicher Menge vorhanden ist achtet auf den Munitionsverbrauch um nicht doch bald mit leeren Händen dazustehen. Weniger schön: Einige besonders fette Medizinkits sind so unglücklich mitten auf dem Weg aufgebaut, dass ihr sie ob ihr wollt oder nicht aufnehmen müsst. Auch wenn ihr nur fünf Punkte eurer Lebensenergie eingebüßt habt, bringt euch dieses Medikit auch nur wieder auf das Maximum von 100, obwohl es eigentlich bis zu 50 Punkten zurückbringen könnte.

Neben dem Solo-Spieler-Part bietet euch "Turok Evolution" auch einen umfangreichen Mehrspielerteil. Bis zu vier Mitspieler dürfen sich auf diversen Multiplayerkarten in den klassischen Wettbewerben wie Deathmatch und Capture-the-Flag via Splitscreen austoben. Daneben gibt es noch Spezialmodi. So geht es zum Beispiel einmal lediglich mit Beil und Bogen dann ein anderes Mal nur mit Sniperwaffen (es zählen nur Kopfschüsse!) zur Sache. Auch eine Mehrspielerballerei auf dem Rücken von Flugsauriern fehlt nicht. Leider ist das Ganze nur auf menschliche Mitspieler beschränkt. Computergesteuerte Bots sucht ihr vergeblich, was dem Ganzen dann doch etwas an Attraktivität nimmt.

Uncut oder ohne rotes Blut?
Speichern eurer Fortschritte erfolgt automatisch nach Beendigung eines Levels (mindestens zwei freie Blöcke auf einer Speicherkarte werden benötigt). Während einer Mission ist Speichern nicht möglich. "Turok Evolution" ist in Chapter unterteilt, die wiederum aus mehreren Level bestehen. Habt ihr ein Chapter erst einmal erfolgreich absolviert, dürft ihr es später direkt anwählen um so die euch am besten gefallenden Abschnitte noch einmal anzugehen. Zum Abschluss noch ein Wort zur Altersempfehlung: Hierzulande sind zwei Versionen des Spieles erhältlich. Die Ab 16 Version ist geschnitten. Hier bekommt ihr unter anderem kein Tröpfchen rotes Blut zu sehen. Unterschiedliche Trefferzonen fielen ebenfalls unter den Tisch. Nur die englischen Ab 18 Ausgabe von "Turok Evolution" kommt ohne diese Einschränkungen daher. Dieser Test beruht auf der Ab 18 Version.

fazit

Grundsolide Ego-Shooter Kost erwartet euch in "Turok Evolution". Fans der Reihe werden sich sofort heimisch fühlen, gerade auch weil der Schwierigkeitsgrad in einigen Abschnitten durchaus happig ist. Schließlich ist das Speichern während einer Mission nicht möglich. Dafür sind die einzelnen Level aber nicht mehr so ausufernd lang, wie sie es zum Beispiel in den ersten beiden Nintendo 64 Teilen waren. Meist habt ihr einen Abschnitt bei vorsichtigem Voranpirschen in maximal dreißig bis vierzig Minuten durchstreift. Einzig die Flugsauriersequenzen sind dank des trägen Flugverhaltens nicht so unterhaltend. Einige Abschnitte, wie die Bombardierung eines Militärcamps, machen aber durchaus Laune. Darum sollten Ego-Shooter Fans ruhig einen Blick riskieren. Sie werden mit anspruchsvoller Ballerkost belohnt (sag).


grafik: 8.5 | sound: 8.0 | gameplay: 8.0 | gesamt: 8.0
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