Crimson Sea

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Koei, THQ
Genre: Hack`n´Slay
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: Schnetzeln in der Zukunft; englische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln
USK (ESRB): Geeignet ab 12 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: THQ

Koei versteht etwas von Hack'n'Slay. Nach den erfolgreichen "Dynasty Warriors" Spielen für PlayStation2 und Xbox sowie "Mystic Heroes" für GameCube und PlayStation2 ist seit kurzem mit "Crimson Sea" ein weiterer Vertreter des Genres von der japanischen Spieleschmiede exklusiv für die Xbox bei uns erhältlich.

Der Beginn erinnert etwas an die typischen Detektivgeschichten alter Schule. Erfolgloser Privatschnüffler, der nicht zuletzt wegen seiner idealistischen Einstellung am Hungertuch nagt, erhält einen lukrativen Auftrag von einer geheimnisvollen Schönheit. Nicht anders beginnt "Crimson Sea". Nur ist das Ganze in einer fernen Galaxies weit in der Zukunft angesiedelt und nicht im vernebelten New York der 30`er Jahre. Das der vermeintlich leichte Auftrag der knapp bekleideten Dame sich als nicht ganz so harmlos erweist, dürfte klar sein. Nach getaner Arbeit wird euer Held zwangsverpflichtet um einer ganz besonderen tödlichen Bedrohung zu begegnen.

Vom Privatschnüffler zur IAG
Der Ex-Privatschnüffler mit Namen Sho und sein junger Gehilfe Yangqin finden sich fortan in einer Polizeitruppe wieder, der Intellegence Agency of the Galaxys oder kurz IAG. Diese wacht über das Wohl von fünf Planeten und deren Bewohnern. In letzter Zeit allerdings nicht mehr ganz so erfolgreich wie gewohnt. Es häufen sich geheimnisvolle Mordserien, bei denen Massen an Personen einfach atomisiert werden. Zudem tauchen eine Menge feindlicher Monster auf die sogenannten Mutons, die nicht ganz unbeteiligt an diesen Vorgängen zu sein scheinen. Gegen diese zieht ihr auf Befehl eurer neuen Vorgesetzten Live-D ins Feld, die zufällig die geheimnisvolle Auftraggeberin aus eurer Detektei ist.

Schon in den ersten Abschnitten eures Abenteuers wälzen sich euch Massen an zunächst überwiegend insektenähnlichen Monstern entgegen. Gut das Sho seine Multifunktionsenergiewaffe mitgebracht hat, die ihm in zweifacher Form die gefährlichen Gegnerhorden vom Leibe hält. Zunächst einmal funktioniert sie wie eine herkömmliche Schusswaffe, die statt Blei aber nicht weniger tödliche Energiegeschosse verballert. Welche Geschosse sie verschießt hängt vom eingesetzten Lauf ab. Über ein halbes Dutzend Alternativen in unterschiedlich starken Ausführungen bieten sich an, von einem normalen Laserstrahl über Explosivgeschosse bis hin zu schrotähnlichen Energiesalven. Doch eure Wumme hat speziell für den Nahkampf noch mehr drauf.

Der richtige Lauf zur richtigen Zeit
Sie verwandelt sich blitzschnell in ein einem Laserschwert oder Kampfstab ähnliches Hieb und Stichwerkzeug - abhängig wieder vom gewählten Lauf. Reichweite der Klingen, Durchschlagskraft, Energieverbrauch und Nachladegeschwindigkeit hängen von weiteren eingebauten Teilen ab. Neben dem Lauf finden verschiedene Arten von Effektverstärkern und Energiegeneratoren ihren Platz in eurer Waffe. Einige boosten allgemein die Werte für alle Läufe, andere nur bei speziellen Waffenausführungen. Neue Ausrüstungsgegenstände findet ihr entweder in einem Shop im IAG Hauptquartier oder meist gut versteckt in den Kampfzonen. Ihr wechselt jederzeit auch während eines Levels die verschiedenen Teile eurer Waffe, wenn es euch opportun erscheint.

Schon nach wenigen Missionen zeigt sich, dass die Zwangsverpflichtung Shos für die IAG kein Zufall ist. Der junge Mann gehört einer besonderen Spezies an: Den Vipa. Sie sind in der Lage Neo Psionics Kräfte einzusetzen - eine Art von Zauberkraft, die auf besonderen Klängen basiert. Wie Mana bei Magie sind für Neo Psionics Bio Plasma Punkte nötig um eine entsprechende Aktion in die Wege zu leiten. Bio Plasma lassen besiegte Gegner in Form kleiner rosa Kugeln zurück oder ihr kauft euch Nachschub. Neue Neo Psionics Sprüche lernt ihr im weiteren Verlauf des Spieles gegen Kohle bei einem Wissenschaftler im IAG Hauptquartier oder schlicht durch das Erreichen eines neuen Abschnittes. Durch den steten Gebrauch steigert ihr eure Erfahrung für die jeweiligen magieähnliche Aktion, so dass ihr bald stärkere Ausführungen zur Verfügung habt. Zur Not kauft einfach einen stärkeren Neo Psionics Spruch im IAG Hauptquartier.

Vipa: Monster oder die Rettung vor dem Bösen?
Bei euren Missionen ist Abwechslung Trumpf. Da wird nicht einfach nur wild ballernd Monster nieder gemetzelt. Natürlich ist das eure Hauptbeschäftigung aber immer wieder in verschiedenartige Aufträge eingebettet, die euch zusätzlich anderweitig fordern. Da begleitet ihr den Präsidenten eines Planeten sicher durch feindverseuchtes Terrain, durchforstet unter Zeitdruck ein Labyrinth auf der Suche nach einer Mindestzahl an Objekten, spürt in einer Siedlung getarnte Feinde innerhalb eines knappen Zeitlimits auf oder stoppt einen von Monstern besetzten Zug bevor es zu einem vernichtenden Crash kommt. In einigen dieser Missionen seit ihr allein unterwegs. In anderen begleiten euch bis zu vier IAG Agenten.

Diese schalten sich nach eigenem Ermessen in die Gefechte ein. Eine direkte Kontrolle übt ihr nicht aus. Dafür legt ihr in einem kleinen Raster die Formation fest, in der eure Protagonisten in den Kampf ziehen. Bastelt eine eigene zurecht oder greift auf vorgefertigte Varianten zurück. Bei der Anordnung ist taktisches Geschick von Nöten wollt ihr mit schlagkräftiger Unterstützung rechnen. Achtet dabei auf die Lieblingspositionen eurer Kumpane, in der sie besonders effektiv Schnetzeln. Auch die Zielrichtung will bedacht werden. Bei großen Gegnermassen - und ich meine wirklich große mit 500 und mehr Gegnern auf einmal! - kann es zum Beispiel nicht Schaden, wenn einer eurer Mitstreiter euch den Rücken deckt, indem er seine Aufmerksamkeit nach hinten richtet.

Gute Leistung = Viel Kohle
Am Ende einer Mission erfolgt eine Bewertung. In diese fließt unter anderem die Spielzeit, ob ihr mit eurem kompletten Einsatzteam wieder zurückgekehrt seit und die Anzahl erledigter Gegner ein. Diese Einstufung ist von besonderer Bedeutung, landet doch dabei ein von der Bewertung abhängiger Geldbetrag auf euer Konto. Erhaltet ihr immer nur "D" Noten plätschert der Geldfluss nur spärlich. Mit "A" oder gar "S" Werten erfolgen größere Kontobewegungen. Seit ihr mit eurer Leistung in einer Mission unzufrieden, dürft ihr die letzte sofort noch einmal bestreiten um euch zu verbessern. Dringend empfohlen! Schließlich wollen die besseren Ausrüstungsgegenstände teuer bezahlt werden.


Auch in den Level selbst winken kleine Geldbeträge. In Kisten oder Krügen verbergen sich gerne ein paar Groschen für euren Ausrüstungkauffont. Also immer kräftig draufhauen. Daneben warten noch nützliche Items auf den ehrlichen Finder. Allen voran Medizin-Kits in unterschiedlich starker Ausführung, die eure Gesundheit oder die eurer Mitstreiter mit einem Klick wieder auf Vordermann bringen, wenn ihr mal wieder ein paar Schläge zu viel habt einstecken müssen. Zeigt der Balken für die Lebensenergie unglücklicherweise "Null" an ist das Bildschirmleben noch nicht verloren, falls ihr das richtige Elixir gebunkert habt. Dies belebt euch wieder und schickt euch voll aufgepowert sofort wieder in den Kampf zurück. Neigt sich euer Bio Plasma Vorrat zur Neige und es sind gerade keine Gegnermassen zum plätten da, füllt ihn mit dem Inhalt einer BP-Kapsel wieder ein wenig auf.

Steuerungsfinessen fürs gemütliche Schnetzeln
Die Steuerung selbst ist schnell erlernt. Ein ausführliches Tutorial erklärt euch die wichtigen Feinheiten. Mit der Klinge führt ihr durch wiederholtes Knopfdrücken vier, mit dem richtigen Extra sogar bis zu fünf Schläge hintereinander aus. Haltet ihr den Schussknopf gedrückt, wird wild drauflos geballert. Aber nur solange, wie eure Energiezellen Saft liefern. Ausgepowert müßt ihr einige wenige Sekunden auf weitere Ballereinlagen warten. Gleiches gilt bei Überhitzung der Waffe. Gegnerischem Beschuss weicht ihr durch einen kurzen Highspeed Satz aus oder springt euch in Sicherheit. Wie in "Legend of Zelda: Ocarina of Time" könnt ihr Feinde locken und sie so immer im Fokus behalten, selbst wenn ihr euch bewegt. Beim manuellen Zielen unterstützt euch ein zuschaltbarer Ziellaser. Ein kleiner Scanner am unteren rechten Bildschirmrand zeigt euch sich nähernde Gegner an. Sehr nützlich, wenn ihr getarnte Mutons auspüren wollt.

Ihr steuert Sho in der typischen Lara Croft Ansicht. Mit dem linken Stick legt ihr die Bewegungsrichtung fest. Der andere ist für Kameraschwenks zuständig. Mit dem L-Schulterbutton wird die Kamerasicht fixiert, was nicht nur der Übersichtlichkeit in längeren geraden Gängen zu Gute kommt sondern auch Ausweichbewegungen bei gegnerischen Angriffen erleichtert, da die Kamera nicht die ganze Zeit heftig mitschwenkt. Die hektischen Kamerabewegungen sind ein kleiner Kritikpunkt in "Crimson Sea". Vor allem bei großen Massenkeilereien mit schnellen Bewegungen leidet darunter etwas die Übersicht und ihr verliert nur all zu schnell einen wichtigen Gegner aus dem Auge.

Anime im Weltraum
Der Grafikstil ist an japanische Animes angelehnt. Die Gesichter orientieren sich zwar am westlichen Äußeren. Dafür sind die grellen Outfits der Protagonisten und deren nicht minder skurrile Haarpracht typisch für aus Japan stammende Games. Erinnert ein wenig an die letzten "Final Fantasy" Episoden. Selbst bei großen Gegnermassen - das können laut Hersteller bis zu 1000 Gegner auf einmal sein - gibt es keine Ruckler oder Slow-Downs. Abwechslungsreiche Schauplätze erwarten den Abenteurer in "Crimson Sea". Zum Beispiel geben sich diverse Höhlensysteme und unterschiedlichste Stadtszenarien einmal mit verwinkelten Gassen wie auf einem orientalischen Markt dann wieder wie aus einer High-Tech Science Fiction Serie die Klinke in die Hand. Alle sind grundsolide und stimmungsvoll in Szene gesetzt, auch wenn meist dunkle "dreckige" Farbtöne überwiegen. Die vielen Zwischensequenzen, die die spannende Story weiter erzählen, sind überwiegend in Spielegrafik gehalten. Die wenigen vorgerenderten Videosequenzen sind von guter Qualität.


Sound und Musik stehen hinter dem soliden Eindruck der Grafik nicht zurück. Heftige Kampfgeräusche kommen da in Dolby Digital 5.1 Sound aus den Lautsprechern. Ab und an melden sich eure Kameraden zu Wort, wenn es mal wieder heftig zur Sache geht. Werden sie getroffen, hört ihr das meist im Schlachtenlärm. Die englischen Sprecher liefern professionelle Arbeit ab. Sie sind engagiert bei der Sache. Die Stimmen passen im Großen und Ganzen sehr gut zu den handelnden Personen. Unterlegt ist das Ganze mit Musik. Eine ganze Menge an überwiegend lauschenswerten Songs finden sich auf der DVD. Als kleine Zugabe findet ihr noch eine kleine Bibliothek an Bord, die euch die bisher aufgetauchten Gegner noch einmal vor Augen führt. Außerdem dürft ihr euch jederzeit im Hauptmenü einmal erspielte Zwischensequenzen ein weiteres Mal anschauen.

Koeis Xbox exklusives "Crimson Sea" überzeugt auf der ganzen Linie. Abwechslungsreiche Aufträge, riesige Gegnermassen, herausfordernde Bossgegner und gut beherrschbare Steuerung verpackt in eine spannende Hintergrundgeschichte sorgen für anhaltenden Spielspaß. Einzig die etwas hektische Kameraführung macht sich negativ bemerkbar. Ein Kooperationsmodus für mindestens zwei Spieler hätte sich zudem ruhig noch auf die DVD verirren können. Ansonsten kommen Action Fan Solisten bei "Crimson Sea" voll auf ihre Kosten. Zumal ein Hack`n´Slay selten so abwechslungsreich gestaltet wurde wie hier (sag).

grafik: 7.5 | sound: 7.0 | gameplay: 8.0 | gesamt: 8.0