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Indycar Series 2005

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Codemasters
Genre: Rennspiel
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: original Fahrer und Teams der Indycar Racing League; unterstützt Xbox Live
USK (ESRB): ohne Altersbeschränkung
Spieler: 1 - 12 (LAN, Live)
Testmuster von: Codemasters

Da ihr die Formel 1 weiterhin nur auf der PlayStation2 nachspielen dürft, heißt es für Xbox bewehrte Freunde des Formel Rennsportes auf andere Rennserien umzusatteln. Codemasters hat mit seiner "Indycar Series" Reihe eine interessante Alternative anzubieten, wenn es euch nicht stört ausschließlich auf Ovalen euer Unwesen zu treiben.

Indycar Series 2005 Packshot (Xbox)Die us-amerikanische Indycar Rennserie führt euch nämlich ausschließlich auf ovale Strecken. Nicht zu verwechseln mit der konkurrierenden Champ Car Reihe, die auch auf nicht ovalen Rundkursen seine Sieger ausfährt. Das Prozedere eines Rennwochenendes entspricht dem bekannten Schema: In der Trainingssession lernt ihr den Kurs kennen und werkelt an einem schnellen Setup getrennt für Rennen und Qualifying. Für gute Zeiten als Profi ist dies absolut unerläßlich, da in den vorgegebenen Standardsettings je nach Speedway mal mehr mal weniger an Luft nach oben steckt. Einfach ist das Ganze nicht, denn die verschiedenen Ovale fahren sich entgegen dem ersten Anschein sehr unterschiedlich. Mit der besten aus zwei Qualifikationsrunden - einzig das Traditionsrennen Indianapolis 500 kocht ihr eigenes Süppchen - erarbeitet ihr euch eine gute Startposition bevor es ernst wird. Wahlweise in einer kompletten Saison oder einem einzelnen Rennen.

"Meisterklasse" Training
Wie ihr euch in bestimmten Rennsituationen zu verhalten habt erlernt ihr in der "Meisterklasse", der kleinen Indycar Schule für Anfänger und Fortgeschrittene. Hier lernt ihr das Grundrüstzeug, unter anderem wie ihr am Setting erfolgreich herumschraubt, was die vielen Anzeigen bedeuten, wie ihr Kurven am effektivsten fahren oder wie ein Boxenstop oder ein Qualifying ablaufen sollte. Nach jeder Lektion erwartet euch eine Prüfung, in der ihr das Gelernte umsetzen müßt. Leistungsabhängig winken Bronze, Silber und Goldmedaillen. Am anspruchsvollsten gestaltet sich die Aufgabe ein völlig mißratenes Fahrzeugsetting so hinzubiegen, dass ihr eine vorgegebene Rundenzeit schlagt. Systematisches Vorgehen ist angesagt. Wer wild an allen möglichen Einstellungen auf einmal herumschraubt steht auf verlorenem Posten, da so nicht akkurat eingeschätzt werden kann, welche Veränderung nun das tatsächliche auftretende Handling bewirkt hat. Wenn ihr diesen Test in Goldzeit schafft, sollte euch in der Garage nichts mehr schrecken.

Indycar Series 2005 Xbox

Als Techniker habt ihr die Qual der Wahl, wo ihr mit einer kleinen Änderung Zehntel Sekunden herauskitzelt. Die signifikantesten Erfolge stellen sich meist über Flügeleinstellungen ein - je weniger umso schneller aber auch umso weniger Grip, was Gift für schnelle Kurvenfahrten bedeutet. Aber auch Radsturz, Federung, Bodenabstand oder Reifendruck wirken sich spürbar aus. Oft weniger in der Schnelligkeit, dafür meist im Fahrverhalten eures Boliden. Die goldene Mitte aus hoher Geschwindigkeit bei gleichzeitig möglichst gutmütigem Handling vor allem in Kurven zu finden ist eine hohe Kunst und nicht ganz einfach. Auch während des Rennens habt ihr noch ein wenig Gestaltungsspielraum. Im Cockpit variiert ihr den Fahrzeugschwerpunkt leicht um Über- oder Untersteuern abzuschwächen oder ändert das Treibstoffgemisch. Ein fetteres Gemisch gibt euch zusätzlich Speed kostet aber mehr Sprit. Umgekehrt spart ein mageres Treibstoff, läßt euch aber nicht so schnell rasen.

Packende Duelle Rad an Rad
Die Stärke der Indycar Series Rennen sind die spannenden Positionskämpfe und Windschattenduelle am laufenden Band. Die Computerfahrer haben es nämlich in sich. Da wird sich rigoros im Windschatten angesaugt und mit Geschwindigkeitsüberschuss knackig überholt. Kampflinienfahrten auf den Geraden sind keine Seltenheit. Unfaires Verhalten ist ihnen glücklicherweise aber grundsätzlich fremd. Normalerweise wird Innen fahrenden genügend Platz zum Überleben gelassen. Bei Boxenstops aber stellen sich die Computerfahrer meust wie Anfänger an, wenn sie viel zu früh vom Gas gehen, was euch glänzende Überholmöglichkeiten bietet. Bei Gelbphasen scheinen sich weitere kleine Aussetzer bei der Computer KI einzuschleichen. Fahrt ihr zum Beispiel zwei, drei Kurven vor der Rennfreigabe erst langsam und dann mit Fullspeed, kömmt die vom Computer gesteuerte Konkurrenz hinter euch nicht rechtzeitig mit, was euch auf einen Schlag mehrere Sekunden Vorsprung einbringt. Sehr seltsam: In Texas rammte sich das Pacecar mit Gewalt den Weg durchs Feld frei, da die Computerfahrer nicht rechtzeitig von der Ideallinie zur Seite fuhren.

Indycar Series 2005 Xbox

Das Renngeschehen fällt insgesamt nicht nur in der "Profi" Einstellung sehr anspruchsvoll aus. Zu früh oder zu spät eingelenkt, zu schnell in eine Kurve hineingefahren und schon macht ihr Bekanntschaft mit der Begrenzungsmauer, wenn ihr nicht rechtzeitig vom Gas geht. Vor allem kleinere Speedways erfordern bedächtigen Einsatz eures Gasfußes. Die richtigen Einlenkpunkte für sauberes Fahren sind neben einem gescheiten Wagensetting enorm wichtig für schnelle Rundenzeiten. Da die Joypadsteuerung sehr feinfühlig ausgefallen ist und sehr genaues Lenken erlaubt, ist gefühlvolles Fahren möglich - bei den Duellen Rad an Rad auch unabdingbare Voraussetzung. Dazu müßt ihr in den Rennen im Fahrerpulk vorausschauend und bedächtig fahren um Crashes zu vermeiden. Taktisch kluges Verhalten wird ebenfalls von euch gefordert. Geht ihr nun in der Gelbphase zum Tanken an die Box oder bleibt ihr etwas länger draußen? Spart ihr Sprit, indem ihr mit magerem Gemisch im Windschatten eures Vordermanns hinterherdackelt statt auf Teufel komm raus zu überholen?

Hilfen für Einsteiger
Erleichtert euch das Rennfahrerleben und schaltet einige Hilfen hinzu. Für spannende Duelle ist die automatische KI Anpassung zu empfehlen. Dann richtet sich die Stärke der Computerfahrer nach eurem Können. Eine Traktionskontrolle unterstützt euch beim Beschleunigen (sehr hilfreich am Ende einer Gelbphase, wenn ihr mit kalten Reifen lospreschen müßt), eine Bremshilfe erleichtert euch Kurvenfahrten - letzteres aber nur im leichtesten Schwierigkeitsgrad. Beschädigungen des eigenen Boliden können ebenso ausgeschaltet werden, wie Reifenverschleiß und Spritverbrauch. Auf Wunsch übernimmt der Computer die Kontrolle eures Boliden unter gelber Flagge. Welche Hilfen verfügbar sind, hängt vom Schwierigkeitsgrad ab. In "Normal" fahrt ihr zum Beispiel immer ohne Spritverbrauch und Reifenverschleiß. Nur in einem einzelnen Rennen - nicht in einer Saison - zimmert ihr euch einen individuellen Schwierigkeitsgrad zusammen, indem ihr zum Beispiel Schäden oder Spritverbrauch manuell aktiviert oder deaktiviert.

Indycar Series 2005 Xbox

Bei der Grafik hat sich im Vergleich zum Vorgänger nur wenig geändert. Das Geschwindigkeitsgefühl wird durch die immer stabile Bildrate in Verbindung mit dem Affenzahn, mit der eure Boliden über den Bildschirm huschen, selbst in Indianapolis mit seinen 33 Fahrzeugen auf der Strecke, glänzend vermittelt. Auch die mit vielen realistischen Details wie Rillen und Risse aufwartende Asphaltierung der Speedways gefällt. Dafür müßt ihr aber mit wenig detailliert ausgefallenen Boliden mit ihren eckigen Reifen leben. Besonders häßlich, wie schon im Vorjahresvorgänger, ist die Boxencrew. Grobe Technikerpolygone machen sich dezent animiert über euren Flitzer her. Witzig wirds bei Reparaturen. Wenn die Techniker ohne Berührung ihre Hände weit weg vom reparierten Teil des Fahrzeugs kreisförmig bewegen, dann hat das schon was von einer Beschwörung. Auffallendste Neuerung sind aber die beiden Seitenspiegel in der Cockpitsicht, die euch die von hinten heranpreschende Konkurrenz anzeigen.

Endlich ein Rückspiegel
Auf die Ohren gibt es natürlich die kernigen Motorengeräusche eurer Flitzer und die Sprüche eures Spotters. Dieser hält Funkkontakt zum Fahrer. Er sagt euch zum Beispiel Platzierungen und Zeitabstände durch oder ob das Fahrzeug vor euch ein überrundeter Wagen ist. Da ihr euch ständig vor allem im Pulk auf die Strecke und die Duelle mit der Konkurrenz konzentrieren müßt, eine unschätzbare Hilfe, die ruhig noch etwas beredter hätte ausfallen können. Meist gibt es nur einige wenige Bemerkungen zu hören. Bei der Realisierung im Spiel hat sich ein kleiner Bug eingeschlichen. Gibt der Spotter einen Zeitabstand unter einer Sekunde durch, dann Spricht er das Wort "Zehntel" meist doppelt. Auf Dauer etwas nervig. Eigene Musikstücke von der Festplatte können nicht eingebaut werden. Statt dessen bietet euch "Indycar Series 2005" eigene poppige Musikstücke, die ihr auch ausstellen dürft.

Indycar Series 2005 Xbox

Größte Änderung zum Vorjahr ist der Mehrspielerteil, der nun auch Onlinerennen über Xbox Live unterstützt. Splitscreenfahrten sind weiterhin möglich. Auf Wunsch sind auch einige Computerfahrer mit dabei. Die Anzahl legt ihr vor dem Rennen fest - bei maximal acht ist aber Schluss. Außerdem müßt ihr damit leben keine Cockpitansicht im Splitscreen kredenzt zu bekommen. Nur die Außenansichten und eine Ego-Perspektive ohne Cockpit stehen dann zur Verfügung. An eine LAN Funktion wurde ebenso gedacht. Erfolge in den Indycar Rennen werden durch kleine Spielkarten belohnt, die euch nicht nur Informationen über Fahrer und Strecken liefern, sondern unter anderem auch Filme zur Geschichte der Indycar Series und der bekanntesten Strecken und Fahrer mitbringen. Daneben gibt es kleine Goodies, wie das Erstellen eines eigenen Fahrers mitsamt unterschiedlichem Helmdesign.

In den Rennen, die ihr entweder in Originallänge oder in 25 oder 50 Prozent Häppchen angeht, ist das Abspeichern nicht jederzeit möglich. Wie schon im Vorgänger bannt ihr während eines Rennens immer nur dann euren Fortschritt auf Festplatte, wenn ihr an die Box rollt.

fazit

Mit "Indycar Series 2005" holt ihr euch, wie schon mit dem Vorgänger, einen simulationslastigen Racer ins Haus. Fast jede auch noch so kleine Änderung im Setup eurer Boliden wirkt sich auf der Strecke spürbar aus. Zudem kommen die anspruchsvollen Fahrten im dichten Fahrerpulk. Ihr müßt praktisch jede Sekunde konzentriert sein, wenn ihr nicht unsanfte Bekanntschaft mit der Begrenzungsmauer machen oder einen Unfall mit der Konkurrenz bauen wollt. Zumal die Ovale Fahrfehler nicht verzeihen. Daher ist gerade für Anfänger "Indycar Series 2005" nicht ganz so einfach. Habt ihr aber einmal die "Meisterklasse" erfolgreich absolviert, wißt ihr worauf es ankommt und solltet auch auf anspruchsvolleren Speedways Erfolgserlebnisse feiern (sag).


positiv:

  • Rückspiegel in Cockpitsicht
  • Xbox Live Unterstützung
  • simulationslastiges Fahrverhalten der Boliden
  • rasante und packende Rennaction
negativ:
  • einige wenige KI Aussetzer
  • individueller Schwierigkeitsgrad nicht in Saison
  • kleinerer Bug bei Spotter
  • Speichern nur bei Boxenstops


grafik: 7.0 | sound: 7.0 | gameplay: 8.0 | gesamt: 8.5
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